Offener Brief an den Bürgermeister: Verkehrsbelastung durch Windkraftbaustelle – Endorf wurde übergangen

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Willeke,
als Bürgerinnen und Bürger des Ortsteils Endorf wenden wir uns mit wachsendem Ärger und Unverständnis an Sie. Die aktuelle Situation rund um den Bau der Windenergieanlagen auf der Waldeshöhe und die damit verbundenen Verkehrsbelastungen übersteigen das Maß dessen, was wir als Ortsteil hinnehmen wollen. Auch wenn die Belastung nur zeitlich begrenzt ist, fühlen wir uns als Endorfer übergangen und empfinden die Kommunikation und Transparenz als absolut mangelhaft.
1. Endorf ist sauer
In den bisherigen Informationsveranstaltungen (z. B. am 16.01.2025 in Hagen) sowie in der öffentlichen Kommunikation oder Presseberichten war Endorf nie als Hauptstrecke für den Baustellenverkehr benannt oder vorgesehen. Dass wir nun plötzlich die Hälfte aller Transporte aufnehmen sollen, ist für uns weder nachvollziehbar noch akzeptabel – insbesondere ohne Einbindung oder vorherige Information.
2. Fehlende Kommunikation
Es gab keine direkte Kommunikation oder Abstimmung mit dem Ortsvorsteher und den Bürgerinnen und Bürgern in Endorf, kein Hinweis auf eine Beteiligung, keine Zeit zur Vorbereitung. Die am 1. April versandte Information wirkte wie eine reine Mitteilung mit dem Ziel zu beschwichtigen – eine Einladung zur Diskussion? Fehlanzeige. Von echter Mitwirkung kann keine Rede sein.
3. Unklare Entscheidungsgrundlagen – Baustellenlogik hinterfragen
Wir fordern Transparenz: Wie ist es zu der neuen logistischen Aufteilung 50:50 gekommen? Gibt es objektive Grundlagen dafür oder handelt es sich um eine administrative Quote „von oben“? Uns ist klar: LKWs, die aus Richtung Westenfeld kommen, können auch über Endorf fahren. Aber genau deshalb wäre es schon im Vorfeld naheliegend gewesen, Endorf als betroffenen Ort einzubeziehen und nicht nur von Verkehren und Belastungen in Stockum zu sprechen.
Gleichzeitig ist bekannt, dass nur 25–30 % des Materials aus der Richtung „Bauernautobahn“ kommen. Baumaterial aus Herdringen oder vom Dortmunder Hafen hat keine sinnvolle Route über Endorf. Gerade deshalb wäre eine frühzeitige Einbindung Endorfs in die Planungen selbstverständlich gewesen.
4. Falsche Zahlen, falsche Erwartungen
In Ihrem Schreiben vom 01.04.2025 sprechen Sie weiterhin von „maximal 60 Fahrten pro Tag“. Diese Zahl erscheint uns angesichts der geplanten Schotter- und Betonmengen nicht realistisch. Aus den Ausschreibungsdaten – 248.500 t Schüttgut und 9.000 m³ Beton – lassen sich etwa 9.200 Sattelzüge und 1.300 Betonmischer ableiten. Das ergibt im Durchschnitt 62,5 LKW-Fahrten pro Tag. Die maximale Belastung wird höher liegen, je nach Baufortschritt und Wetterlage.
Und das betrifft vorerst nur den Bau der von Trianel projektierten Windkraftanlagen. Mit Blick auf alle 14 geplanten bzw. bereits genehmigten Windräder steigt die Zahl der Transporte weiter. Die zusätzlichen Belastungen durch den Transport der Windradbauteile und den Kabeltiefbau sind darin noch nicht einmal enthalten. Diese Schönrechnung beschädigt das Vertrauen in Ihre Kommunikation.
5. Fehlender Schutz trotz laufender Belastung
Der Verkehr läuft bereits, Tempo 30 ist aber immer noch nicht angeordnet – obwohl dies jederzeit möglich wäre. Durch die späte Einbeziehung Endorfs wurden wichtige Vorbereitungen wie eine 30er-Zone für LKWs über 7,5 t verpasst. Wir werden belastet, ohne dass Schutzmaßnahmen wie Tempolimits oder Verkehrslenkung greifen. Hinzu kommt eine erhöhte Feinstaubbelastung: Baustellenverkehr wirbelt Straßenstaub auf, was durch die Sogwirkung der LKWs verstärkt wird. Dieser Feinstaub ist gesundheitsschädlich. Zwei Maßnahmen sind daher dringend erforderlich: regelmäßige maschinelle Straßenreinigung und Temporeduzierung.
6. Unsere Forderung
Wir fordern eine Baustellenbeschilderung an der Grünen Hoffnung (Straßenecke Silmecke zur Röhre) mit klarer Verkehrslenkung über Stockum. Diese Maßnahme ist sinnvoll, um unnötige Fahrten durch Endorf zu vermeiden. Zudem fordern wir:
- die sofortige Einführung von Tempo 30 für Fahrzeuge über 7,5 t auf der gesamten Ortsdurchfahrt Endorf, Recklinghausen und Bönkhausen,
- das Schließen von Schlaglöchern, besonders in Bönkhausen, um die Lärmemission zu verringern,
- eine regelmäßige maschinelle Straßenreinigung während der gesamten Bauzeit zur Reduzierung gesundheitsschädlicher Feinstaubbelastung,
- eine Offenlegung der tatsächlichen Transportzahlen, geplanten Lieferwege und Herkunft des Materials,
- eine Begehung mit dem Ordnungsamt zur Klärung verkehrsberuhigender Maßnahmen im Ortskern (z. B. Halteverbot).
Gleichzeitig blicken wir mit Sorge auf zukünftige geplante Bauprojekte im Raum Endorf – wie geplante Windenergieanlagen auf dem Druberg. Auch dort ist mit erheblichem Baustellenverkehr zu rechnen. In diesem Zusammenhang stellen wir uns die Frage: Wird auch bei künftigen Vorhaben eine solidarische Verteilung des Verkehrs auf anliegende Ortsteile angestrebt?
Wir erwarten Ihre Stellungnahme innerhalb der nächsten 7 Tage sowie eine Beteiligung Endorfs an allen weiteren Planungs- und Umsetzungsprozessen rund um diese Großbaustelle. Gerne stehen wir für einen kurzfristigen Gesprächstermin zur Verfügung, um die Situation gemeinsam zu erörtern.
Mit freundlichen Grüßen
Im Namen der Initiatorengruppe
Reiner Tillmann
Ortsvorsteher