Ein König im wilden Bananenlook
Die St.-Sebastian-Schützen in Endorf haben ihren neuen König: Christian Hohmann.
„Mit diesem Hemd hätte ich das nie gedacht“, sagt Christian Hohmann, als ihn seine Freunde jubelnd auf die Schultern heben. Der neue Schützenkönig der Endorfer St. Sebastian Schützenbruderschaft hat ein auffälliges, gelb-grünes Hemd mit Bananenmustern an. Ja, richtig gelesen: Bananen überall! Es zieht alle Blicke auf sich und überstrahlt sogar die glänzende Schützenkette, die ihm kurz nach dem entscheidenden Schuss umgehängt wird.
Interessanterweise stammt das Hemd aus einem Urlaub, den Christian Hohmann mit Freunden verbracht hat. Damals schmiedeten sie die ersten Pläne, im Hemd den Vogel abzuschießen – zunächst als Witz. Dass dieser Witz nun Realität geworden ist, hätte keiner von ihnen gedacht.
Der Look passt perfekt zu seiner ausgelassenen Stimmung. Der 54-Jährige weiß genau, was jetzt auf ihn zukommt. „Seit 40 Jahren bin ich beim Schützenfest dabei“, sagt er strahlend. Hatte er insgeheim immer den Wunsch, als Schützenkönig von der Vogelwiese zu marschieren? Die Entscheidung, sich zur Verfügung zu stellen, fiel tatsächlich erst am Vortag, verrät seine Frau Ulla Hohmann-Pott, die nun Schützenkönigin ist. „Andere haben das für mich entschieden“, sagt er lachend.
Es dauerte rund zwei Stunden und 249 Schuss, bis das letzte Stück Holz des Vogels fiel. Während Christian Hohmann zunächst überrascht die Hände über den Kopf schlägt, kommen schon die ersten Gratulanten.
Anfangs herrschte unter der Vogelstange reges Treiben, die Schützen wechselten sich an den Gewehren ab. Erst nach einer zwanzigminütigen Pause wurde es etwas ruhiger.
Einige Schützen zielten gezielt auf die Highlights am Vogel: Frank Schmidt schnappte sich das Zepter, Reiner Tillmann die Krone und Christian Hohmann selbst den Apfel.
Alfred Gödde, Christian Hohmann und Andreas Meisterjahn lieferten sich einen spannenden Dreikampf, bis Alfred Gödde schließlich aufgab.
Dieses Jahr Schützenkönig zu werden, hat einen besonderen Reiz, denn vom 6. bis 8. September findet das Stadtschützenfest in Endorf statt, organisiert von den St. Sebastian Schützen und dem Schützenverein Röhrenspring. „Da gibt es viel zu tun, um ein tolles Fest zu organisieren und Endorf und Röhrenspring als Gastgeber würdig zu vertreten“, erklärt der Vorstand. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum man dieses Jahr Schützenkönig werden will.
Christian Hohmann sieht das genauso und flüstert seinen Freunden immer wieder zu: „Ich brauche eure Hilfe – alleine schaffe ich das nicht.“ „Natürlich“, lautet die Antwort.
Trotzdem nimmt er die Herausforderung an und wird Schützenkönig, seine Frau Ulla wird Schützenkönigin. Das Paar wird in der Schützenhalle mit tosendem Applaus empfangen und löst den bisherigen König Heiner Hoff (1. Brudermeister) und seine Königin Christin ab.
Christin und Heiner hatten am Tag zuvor in einem traumhaften schwarzen Kleid und Uniform zusammen mit ihrem Hofstaat die Halle zum Beben gebracht und ihrem Endorfer Schützenvolk ordentlich eingeheizt. Trotz eines tollen, aufregenden, aber auch anstrengenden Jahres erkennt man die Erleichterung, die abfällt, als bei der Proklamation der neuen Regenten die Königskette Christian Hohmann umgehängt wird.
Der Frühschoppen in der Schützenhalle dauert bis in den Nachmittag, dann steht die erste offizielle Aufgabe des neuen Königspaares an: der Festzug um 16 Uhr, gefolgt vom Königstanz, anschließendem Kindertanz und natürlich dem großen Festball – diesmal im schicken Anzug statt im Bananenhemd.
Die Schützenbruderschaft sieht sich als Bindeglied zwischen der Kirchengemeinde, den Vereinen und den neu Zugezogenen im Dorf. Sie wollen Traditionen und moderne Lebensweisen verbinden. Das wird beim Vogelschießen auf dem Hügel in Endorf, umgeben von Wiesen und Pferdeweiden, deutlich spürbar.